12. Dezember
Mittlerweile findet sich in jeder Stadt ein Fairtrade- oder
Eine-Welt-Laden. Auch ich habe mich mal in einem dieser Läden umgesehen. Ich
war zu Besuch im La Bohnita Weltladen in Paderborn.
Der Besuch in einem Weltladen ist ja immer ein bisschen als
würde man in ein Paralleluniversum eintreten. Es duftet nach Kaffee und Seife
und bunte handgefertigte Produkte laden zum Kaufen ein. Statt massenhaft in
riesigen Firmen maschinell hergestellt, findet man hier noch mit Liebe
handgefertigte Produkte. Allgemein scheint Liebe in Eine-Welt-Läden groß
geschrieben zu werden – mit Liebe gefertigt, mit Liebe dekoriert und auch die
Kunden werden mit Liebe bedient – ach wäre es doch in jedem Geschäft so
liebevoll, dann könnte man sich viel Stress beim Einkaufen sparen. Bei meinem
Besuch im La Bohnita wurde auch ich mit Liebe empfangen und zwar von meiner ehrenamtlichen
Gesprächspartnerin Frau Reuter.

Das Geschäft, welches als einzigster Weltladen
in Paderborn fast ausschließlich von
Ehrenamtlichen geführt wird, gehört zum Trägerverein Kaffeebohne e.V. . Dieser
setzt sich seit 28 Jahren dafür ein, dass der Eine-Welt-Gedanke vom fairen
Handel möglichst vielen Menschen zugänglich wird. Neben dem Weltladen, ist der
Verein stark in der Bildungsarbeit präsent durch Vorträge, Veranstaltungen oder
auch der Betreuung von Fairtrade AGs in Schulen. Der Grundgedanke des fairen
Handels ist, dass die Produzenten einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit
erhalten, damit sie ihre Familien ernähren können. Ihr müsst Euch das so
vorstellen, Ihr wollt eine Orange kaufen. Lecker, süß, saftig soll sie sein, so
weit so gut. Im normalen Geschäft bekommt Ihr diese fast geschenkt, weil die
Großhändler und Importeure den Bauern nur sehr wenig Geld dafür geben. Die
Folge – sie müssen viel und hart arbeiten und sind trotzdem zu arm um ihre
Familie zu ernähren. Anders im Weltladen, hier zahlt Ihr im Vergleich zum
Supermarkt für eine Orange etwa so viel wie für 3 im Supermarkt, aber dafür
kann der Bauer mit der gleichen Anzahl Orangen die er erntet seine Familie
angemessen ernähren und muss nicht hungern. Möglich macht das der deutlich
höhere Lohn für den sich Fairtradevereine einsetzen. Eine schwere Entscheidung
das gebe ich zu, denn lecker sind ja beide. Da kommt natürlich schnell der
Gedanke, warum soll ich für das gleiche Produkt mehr ausgeben? Ganz einfach Ihr
sorgt nicht nur dafür, dass der Bauer und seine Familie nicht hungern müssen,
sondern bekommt auch noch bessere Qualität. Vieles was im Weltladen verkauft
wird, ist nämlich nicht nur fair, sondern auch nachhaltig und Bio und das ist
wiederrum gut für uns! Ist ja auch klar, der Bauer der nicht fair entlohnt
wird, braucht mehr Orangen in kürzerer Zeit und das geht nicht ohne chemisch
nachzuhelfen. Fairtrade ist eben nicht nur eine Kaufentscheidung, sondern auch
eine Lebenseinstellung, allerding leider zur Zeit noch eine die man sich auch
leisten können muss! Denn für den Großeinkauf wie beim Supermarkt um die Ecke
ist ein Weltladen nur eingeschränkt zu empfehlen. Hier kommt man hin, wenn man
sich und seinen Lieben etwas Gutes gönnen möchte, zum Beispiel wenn man ein
ausgefallenes Geschenk sucht oder spezielle Lebensmittel einkaufen möchte.
„Weniger ist mehr“ – ist das Motto vieler Fairtradekunden,
die diesen Gedanken auch im Alltag versuchen zu leben.
Den Weltladen gibt es jetzt seit 11 Jahren in Paderborn. Nach
einem Umbau ist er jetzt seit April größer und heller und auch das Angebot
konnte erweitert werden, was Frau Reuter sehr freut. Stolz zeigt sie mir die
vielen tollen Produkte, die jetzt die Regale schmücken. Übrigens sind auch die Holzregale
alle nachhaltig in Bethel produziert worden, sie unterstreichen das Flair des
Geschäfts. Gefüllt sind sie mit feiner Schokolade, Handarbeiten, Christbaumschmuck,
Seifen, Kerzen, Kleidung, Weinen oder auch Grußkarten und Lebensmittel. Das
Sortiment ist groß und lädt zum Stöbern ein. Nebenbei wird noch der Paderborner
Fairtradekaffee – die Paderbohne ausgeschenkt. Eine schöne Tasse frisch
gebrühtem Kaffee, anregende Gespräche mit den Ehrenamtlichen und nebenbei kann
man noch einkaufen, ich glaube ich habe in Deutschland tatsächlich das
gefunden, was man in den Niederlanden immer mit „gezellig“ umschreibt. Ja es
geht „gezellig“ in einem Weltladen zu und man geht mit einem guten Gefühl
wieder nach Hause.

Frau Reuter arbeitet bereits seit 6 Jahren für den Verein
und im Laden. Eine Freundin hat sie damals dazu gebracht, als sie nach einer
erfüllenden Aufgabe suchte. Bereut hat sie es bis heute nicht, denn das Thema
Fairtrade umfasst mittlerweile auch andere Bereiche ihres Lebens. So achtet sie
bewusster auf den Einkauf fairer Kleidung, regionaler Produkte und auch bei
Verpackungen schaut sie ganz genau hin. Ihrer Meinung nach, beschäftigen sich
noch zu wenige Menschen mit dem Thema, denn je mehr sich dafür einsetzten,
desto mehr Möglichkeiten gäbe es. Sie begrüßt daher auch die Friday for Future
Veranstaltungen der Jugendlichen, da hierdurch auch Fairtrade, Nachhaltigkeit &
Co in den Vordergrund gerückt würden. Einen großen Vorteil in Weltläden sieht
sie zudem im persönlichen Kontakt zwischen Produzenten und Ladenbetreibern. Es
käme häufig vor, dass Produzenten die Weltläden besuchen würden oder das Ladenmitarbeiter
zu den Produzenten reisen würden, um sich die Arbeit aus nächster Nähe anzusehen.
Da noch viel in diesem Bereich getan werden muss, freuen
sich die Ladenmitarbeiter über jeden Ehrenamtlichen, der sich gerne für die
Gute Sache einbringen möchte. Dazu solltet Ihr mindestens 18 Jahre alt sein,
damit Ihr auch an der Kasse arbeiten könnt und ganz wichtig Ihr solltet Euch
mit dem Thema Fairtrade identifizieren können. Zudem solltet Ihr ein
freundliches und offenes Auftreten mitbringen, damit sich die Kunden auch in
Eurer Nähe wohlfühlen und klar teamfähig solltet Ihr auch sein, damit Ihr Euch
in das Gefüge der anderen 20 Ehrenamtlichen einfügen könnt. Der Weltladen bildet
ein bisschen das was man „heile Welt“ nennt und das erwarten die Kunden auch,
daher solltet Ihr diese Atmosphäre auch vermitteln können. Ansonsten braucht es
eigentlich nicht viel um sich für den fairen Handel einzusetzen, selbst mit
körperlichen Einschränkungen ist es noch möglich den Spirit der Eine-Welt-Bewegung
in die Welt hinaus zutragen. Ich glaube es braucht noch mehr solcher Oasen in
der hektischen Innenstadt, kleine Plätze der Ruhe wo man den Stress draußen
lässt wie einen Hund. Und gleichzeitig kann man noch eine Menge Gutes bewirken
mit seinem Einkauf – also taucht ein in die Welt des fairen Handels und der „gezellig“
anmutenden Lädchen mit ihrem ganz eigenen Charme.
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