Meine Geschichte bleibt für immer - das Familienhörbuch
Umso schlimmer, wenn man weiß, das man bald seine Familie
verlassen muss, weil eine schwere Erkrankung einem die Zeit mit ihnen raubt. Wenn
das Leben in Gedanken an einem vorbeizieht, hat man oft noch einmal den Wunsch Unausgesprochenes
zu teilen, der Familie noch einmal aus seinem Leben zu erzählen, sich an die
schönen Momente zusammen zu erinnern oder einfach noch einmal „Ich hab dich
lieb“ oder „der Tee darf nur 5 Minuten ziehen“
zu sagen. All das ist mit Hilfe des wunderbaren Familienhörbuches von Frau
Grümmer möglich. Sie hilft Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt ihre Biografie
für ihre Kinder auf zusprechen
, damit diese nach ihrem Tod eine lebendige
Erinnerung an sie behalten können. Viele nutzen diese Möglichkeit auch um mit
sich und ihrem Leben Frieden zu schließen umso leichter gehen zu können.
Der Gedanke kam ihr als ausgebildete Medizinjournalistin bei
ihren eigenen Texten über das Thema Sterben und palliative Versorgung. Sie
fragte sich, was sie wohl täte, wenn sie die Diagnose einer lebensverkürzenden
Erkrankung erhalten würde und da war für sie klar, dass sie ihre eigene Lebensgeschichte
noch einmal erzählen möchte für ihre Familie, die sie zurücklassen müsste. Mittlerweile
sind 55 solcher Familienhörbücher entstanden, die kostenlos an die Familien
übergeben werden. Nach dem Interview habe ich mir einmal selber die Frage
gestellt, was würde ich eigentlich machen, wenn ich eine solche Diagnose
erhalten würde und was soll ich sagen, ich würde eine wunderbare Geschichte
schreiben, darüber das meine Familie keine Angst vor dem Tod haben muss und das
ich trotzdem noch anschließend da wäre, nur eben auf eine andere Art. Ich würde
davon erzählen wie ich sie durch den Advent begleite und beim Plätzchen backen
meine Nase ganz nah an den Ofen halte, weil ich mich ja nicht mehr brennen kann
wenn ich versuche den Duft der Plätzchen einzuatmen. Und ich würde ein Fotoalbum
erstellen mit ganz vielen Bildern von kostbaren Momenten die wir gemeinsam erlebt
haben und die niemals in Vergessenheit geraden sollen. Wäre doch schade, wenn
sich niemand mehr an den Geschmack von hausgemachten Sockentee erinnern würde!
So denken auch die Menschen, die ein Familienhörbuch aufnehmen
lassen. Da die Hörbücher professionell hergestellt werden, damit sie lange
halten, kostet ein einziges Hörbuch unglaubliche 5000 €, die komplett aus
Spenden getragen werden. Unterstützt wird Frau Grümmer von einem großen
ehrenamtlichen Team das ihr zur Seite steht und sie tatkräftig im Rahmen ihrer
Fähigkeiten unterstützt. Circa 100 Arbeitsstunden werden bis zum fertigen
Familienhörbuch benötigt, eh es der betroffene Mensch selber oder seine
Angehörigen anhören können. Die Informationen dazu entnimmt sie einem langen biografischen
Gespräch, das in der Regel 3 ganze oder 6 halte Tage in Anspruch nimmt, bevor
es an die eigentliche Produktion gehen kann. Daher sollten sich interessierte
Menschen nach ihrer Diagnose so früh wie möglich an das Team des
Familienhörbuches wenden. Da es eine sehr bewegende Arbeit ist, die auch für
den Erzählenden Kraftraubend sein kann, können so noch Pausen zwischen den Treffen
eingeplant werden. Jetzt zu Corona finden die Interview digital statt, sodass
sie Arbeit weiterlaufen kann, denn viele Menschen haben nicht mehr so viel Zeit
um einen ausgeprägten Lockdown abzuwarten.
Mit ihrer wertvollen Arbeit möchte die Initiatorin das Tabu brechen
für Kinder verstorbener Eltern und sie stärker in die Mitte der Gesellschaft
setzen. Sie wünscht sich, dass sich alle Menschen mehr um sie kümmern und nicht
allein mit ihrem Verlust lassen. Trauer tut weh und die Narbe im Herzen vergeht
nicht, aber wir können ihnen helfen mit der Narbe zu leben anstatt die Wunde
immer wieder aufreißen zu lassen.
So und jetzt gehe ich mal in Erinnerungen schwelgen...ach
was war das 1633 für ein besonderer Tag, dieser schwül heiße Augusttag an Deck
des Piratenschiffs, 3 Männer hingen am Mast, zwei holte die Pest und trotzdem
kreisten herrlich singend die Möwen über uns, eine Horde Wale spritzte kühles
Wasser an Bord und ich hatte mein Badetuch zum Sonnen ausgelegt...das war ein
so unglaublich entspannter Sommertag...
Genug davon, jetzt werden wieder neue Erinnerungen gesammelt!
Also bis morgen ihr Lieben und denkt doch auch mal darüber nach, was ihr machen
würdet bei solch einer Diagnose?!
Euer nachdenklicher Opa Whoopi
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