Integration durch Sprache - wenn Grammatik und Co. ein neues Zuhause schaffen


23. Dezember

Wer kennt sie nicht, die Hand und Fuß Sprache im Spanienurlaub oder das tolle Denglisch wenn nichts mehr hilft. Okay für eine überschaubare Zeit von ein oder zwei Wochen kommt man damit super zurecht. Was aber wenn man nicht nur mal eben kurz im Urlaub in einem fremden Land ist, sondern dort einen neuen Lebensmittelpunkt finden möchte zum Beispiel in Deutschland? Dann sind umfangreiche Sprachkenntnisse von essentieller Bedeutung – schließlich muss ein Mietvertrag unterschrieben, Behörden besucht und Antrage ausgefüllt werden und das alles so, dass es für beide Seiten verständlich ist! Hier kommen Sprachpaten ins Spiel, die mit einem gemeinsam diese schwierige Anfangsphase meistern.

In Paderborn gibt es dafür das Sprachpatenprojekt des AWO Leo Mehrgenerationenhauses. Die Koordinatorin Frau Kayatürk konnte ich für Euch dazu befragen und einige spannende Fakten zusammentragen.  Die ersten Sprachpaten gab es bereits 2014, jedoch stieg der Zulauf 2015 sprunghaft an, als viele Menschen aus ihren Heimatländern nach Deutschland flüchten mussten. Die Menschen wussten, dass sie hier Hilfe in ihrer schwierigen Situation bekommen konnten. Auch heute noch wird das Angebot von vielen Zugezogenen gerne genutzt. So bestehen zur Seit 240 Patenschaften. Insgesamt kann das Projekt auf ca. 2000 erfolgreiche Patenschaften zurückblicken. Die Ehrenamtlichen kommen dabei aus allen gesellschaftlichen Schichten – Studenten, Schüler, Hausfrauen, Akademiker, Rentner, die Mischung ist genauso bunt wie die Menschen, die die Patenschaften suchen. Der jüngste Pate begann bereits mit 10 Jahren nach einem Radiobeitrag sich zu engagieren - alle Achtung  meinen Krötenrespekt, in dem Alter denken die meisten ja doch eher an Fußball und Haargel statt an Ehrenamt.  


Neben klassischen Sprachkursen in Gruppen wie wir sie kennen, treffen sich viele auch einzeln bei einem Tässchen Kaffee oder Tee um gezielt Schulmaterialien zu bearbeiten, Antrage zu klären und auszufüllen, die Kultur kennenzulernen oder einfach zum Sprechen – denn da hapert es ziemlich oft. Es wird aber auch gemalt, gebastelt, gespielt was das Zeug hält, besonders mit den Kindern der Familien. Mittlerweile sind dadurch schon richtige Freundschaften entstanden, sodass auch Familienfeiern gemeinsam begangen werden und die ganze Familie im Projekt involviert ist. Viele sehen die Patenschaften als „gegenseitige Bereicherung“, denn so hat jede Seite die Chance etwas über die Kultur und das Land des anderen zu erfahren und das prägt nachhaltig! So haben viele auch Einblicke bekommen, die nicht durch die Medien transportiert wurden und die Pate und Patensuchenden noch enger verband.

Die Menschen, die das Angebot nutzen möchten sich gerne integrieren in dem neuen Land in dem sie und ihre Familie jetzt leben. Das geht am besten in dem man viele einheimische Kontakte knüpfen kann. An die leckerste Paella auf Mallorca kommt man ja auch nur durch echte spanische Kontakte und nicht durch den deutschen Imbiss am Ballermann! Auch dafür braucht man Sprachkenntnisse, genauso wie die Menschen die neu hier herziehen erstmal Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung büffeln müssen. Das kann einen manchmal ganz schön zur Verzweiflung bringen, da ist es gut dass es neben den individuellen Treffen auch noch einen festen Austauschtermin im Monat gibt. Immer den ersten Dienstag im Monat in der Zeit von 9:30 – 11:30Uhr können sich die Ehrenamtlichen und ihre Schützlinge im Mehrgenerationenhaus treffen und sich auch mit anderen Ehrenamtlichen und Hilfesuchenden austauschen, sicher auch hier bei einem Tässchen Kaffee oder Tee und ein paar leckeren Plätzchen.
Zur Zeit suchen noch viele Menschen einen Paten, der sie begleitet. Deswegen freut sich die Koordinatorin immer über neue Ehrenamtliche, die ein wenig Zeit und die deutsche Sprache mitbringen, um eine Patenschaft zu übernehmen. Dazu muss man sicher keine 1 im Deutschunterricht gehabt haben , aber der – die – das oder auch Adjektive sollten Euch kein Fremdwort sein, wo wir wieder bei der Jugend von heute wären, ich sag nur „Ich Bus – Du Haltestelle“! Vielleicht sollte man dafür auch mal ein Sprachpatenprojekt ins Leben rufen, was meint Ihr?? Ja Sprache ist schwer, dabei braucht man sie ständig und sagt doch so viel aus über ihren Benutzer. Da es auch um eine gute klare Aussprache geht, solltet Ihr bei dem Ehrenamt hochdeutsch anwenden können, denn sächsisch oder bayrisch überfordern dann doch die armen Menschen, die Euch jede Woche zuhören müssen und keinen Gewinn für sich daraus ziehen können.

Frau Kayatürk fing selber vor 4 Jahren als Ehrenamtliche beim Sprachpatenprojekt an, da es ihr Freude macht „Menschen mit der Sprache helfen zu können“. Sie selber ist Tochter aus einer Gastarbeiterfamilie und kennt daher die Schwierigkeiten die ein neues Land und eine neue Sprache mit sich bringen. Mittlerweile koordiniert sie hauptamtlich die Patenschaften und steht als Ansprechpartnerin bei Fragen oder Problemen zur Seite. Sie ist immer wieder begeistert, wie viele positive Rückmeldungen es zum Projekt gibt. Sie ist sich sicher „es bringt unheimlich viel eine deutsche Person an der Seite zu haben“ – und sie hofft noch viele Patenschaften zusammenbringen zu können! Nebenbei ist sie ehrenamtlich als Bildungsbotschafterin noch an der Gesamtschule in Bad Lippspringe tätig, wo sie Schüler bei ihren Problemen unterstützt.

Gerne könnt Ihr euch bei Interesse beim AWO Leo Mehrgenerationenhaus in Paderborn melden oder schaut doch mal in Eurer Stadt, ob es ein ähnliches Projekt gibt wo Ihr euch einbringen könnt. Denkt dran, nichts ist wichtiger als Sprache, denn sie erst schenkt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit – damit aus einem Urlaub ein Zuhause wird!   

Kommentare

  1. Frau kayatürk, die kenne ich von der AWO seit 3 Jahren, sie ist total nett hilfsbereit und freundlich,
    Ich habe meine spachpaten während sie kennengelernt, falls meine sprachpaten nicht mehr Zeit hat ,findet Frau kayatürk sofort eine Lösung, ich bekomme schon eine neue sprachpaten seit zwei Monaten und damit bin ich zufrieden .
    Vielen lieben Dank für euch alle.

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