Mit Stoffbeuteln nur mal kurz den Einkauf und die Umwelt retten...


4. Dezember

Ein kleiner unscheinbarer Beutel erobert die Geschäfte in Deutschland und neuerdings auch in der Gemeinde Borchen, nahe bei Paderborn. Ausgangspunkt des neuen Taschenhypes ist das weit entfernte Australien, wo die Idee der „Boomerang Bags“ geboren wurde. Ziel ist es, selbstgenähte Stoffbeutel in möglichst vielen Geschäften auszulegen oder an einen Taschenbaum zu hängen, damit Kunden diese für ihre Einkäufe verwenden können, wenn sie selber mal ihre Tasche vergessen haben. Ihr leiht Euch also einfach eine der Stoffbeutel bis zu Eurem nächsten Einkauf aus, genial oder? Auch für so vergessliche Kröten wie mich ist das ideal, ich bin ja schon froh wenn ich nicht den halben Einkauf vergesse, aber auch noch an eine Tasche denken?? Nee nee da leihe ich mir lieber eine. Wie Ihr seht, dass Thema geht uns alle an!

Ich hatte vor kurzem jetzt die Möglichkeit, eine der Borchener Gruppen zu besuchen und die Taschen mit meinem eigenen Augen zu sehen. Bunt sind sie und da legen die Damen von „Bring Back Bags“ viel Wert drauf – nachhaltig. Die Näherinnen verwenden für ihre Einkaufsbeutel nur bereits gebrauchte Stoffe und Textilien wie beispielsweise Gardinen, Hemden oder auch Tischdecken – quasi alles was normalerweise im Müll landen würde oder in irgendwelchen Schränken den Motten als Festmahl dient. Frau Kemper, die Initiatorin der Gruppe ist selber durch einen Beitrag im WDR Fernsehen im Oktober auf die Idee aufmerksam geworden. Sofort schrieb sie ihre Idee, dieses auch in Borchen anbieten zu wollen, auf Facebookseiten mit dem Ziel Mitschreiter*innen zu finden. Gesagt getan, nur kurze Zeit später konnte die Produktion der fröhlichen Beutel beginnen, sodass in der Zwischenzeit schon einige Geschäfte und Apotheken damit beliefert werden konnten.

Frau Kemper liegt der Umweltschutz sehr am Herzen, so hofft sie mit ihren Beuteln etwas gegen die Plastikwelle entgegensetzen zu können, für eine „lebenswerte Zukunft“. Die Stofftaschen einfach zu kaufen kommt für sie daher nicht in die „Tüte“. Durch das Recycling von Stoffen könnten Ressourcen geschont und eine positive CO-Bilanz erreicht werden, so Frau Kemper. Gleichzeitig unterscheidet dieser Faktor des gelebten Umweltschutzes ihre Taschen auch von denen anderer Gruppen um nahen Umkreis. Und das kommt an, denn die in unterschiedlichen Größen erhältlichen Täschchen werden von immer mehr Geschäftsinhabern angefragt, die sich dann um die Aufhängung der Beutel selber kümmern. Das Gute ist, je mehr Geschäfte mitmachen, desto leichter wird es für uns „Täschchentüddel“ sie auch wieder abzugeben, schließlich geht man ja nicht jeden Tag ins gleiche Geschäft und die Taschen können dann problemlos in jedem teilnehmenden Geschäft wieder hingehangen werden – was für eine Erleichterung, sonst müsste ich mir unter die Eier und Milch auf dem Einkaufszettel jedes Mal „Opa Tasche zurückhängen“ notieren.

Ihr fragt Euch jetzt sicherlich Alle, wie funktioniert denn eigentlich die Taschenherstellung? Das hab ich natürlich auch gefragt und eine kompetente Antwort erhalten. So brauchen die fleißigen Näherinnen, die alle ehrenamtlich in ihrer Freizeit die Taschen nähen, gut 20 bis 30 Minuten für eine einfache Tasche aus Hemden. Länger dauern die Henkeltäschchen, da sie aufwendiger in der Herstellung sind. Dazu kommt noch das Bügeln und das Aufbringen des eigens entworfenen Logos. Denn anders als die zur Zeit in Deutschland bestehenden 15 Bommerang Bag Gruppen, verteilt die Borchener Gruppe ihre Taschen unter dem Namen „Bring Back Bags“ mit eigenem Logo. Hilfe bekommen sie beim Aufbringen des Logos von den Pfadfindern, welche mit Siebdruck arbeiten, sowie von einer Stickerin, die ihnen Logos in passenden Farben aufstickt. Am besten lassen sich feste Stoffe verwerten die nicht nachgeben, da so eine große Tragkraft erreicht werden kann. Schließlich möchte ja niemand seiner Milch beim weglaufen zusehen und hinterher winken! Ich sag ja immer, was mich aushält, hält auch einen Großeinkauf aus...

Zu meiner Überraschung werden nicht alle Taschen genäht. In der Gruppe befindet sich auch eine fleißige Häkelbiene, die die Taschen aufwendig häkelt. Natürlich ist dieses viel zeitaufwendiger als eine Tasche zu nähen, aber das Endergebnis überzeugt total. Ich schwöre ja auch auf mein Gemüsenetz, so sehe ich wenigstens immer was ich da gerade kaufe und erlebe an der Kasse keine böse Überraschung. Damit die Damen aber noch mehr Taschen nähen und häkeln können, suchen sie noch eifrige Mitstreiter*innen die mit ihnen Taschen fertigen oder sich um das anschließende Bügeln kümmern. Nähmaschinenkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Grundvoraussetzung da sie willigen und motivierten Nichtnähern auch gerne den Umgang mit der Maschine beibringen.  Auch alle Arten von Mottenfängern, ähm... ich meine natürlich Stoffe und Textilien, die nicht dehnbar sind können gerne in Borchen abgegeben werden, damit möglichst viele Beutel entstehen können. Nicht nur wegen den vermeintlichen „Täschchentüddeln“ nein auch weil die Beutel mal gewaschen werden müssen oder irgendwann kaputt gehen und damit es zu keinem Engpass kommt in den Geschäften muss genug Nachschub her.

Gerne könnt Ihr Euch bei Fragen oder Mitmachwünschen an die Damen der Gruppe wenden, allen voran Frau Kemper. Schaut dafür am besten auf ihre eigens für das Projekt erstellte Facebook-Gruppe „BringBackBag“. Hier erfahrt Ihr auch immer den neusten Stand der teilnehmenden Geschäfte und Apotheken. Vielleicht habt Ich ja auch Lust bekommen für Eure Stadt wiederverwertbare Stoffbeutel für den Einkauf herzustellen und eine Gruppe zu gründen, damit wir Plastiktüten in ein paar Jahren nur noch aus Geschichtsbüchern kennen.


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