Nächste Haltestelle Bahnhofsmission - die Zauberer vom Gleis 1


7. Dezember
Ich mit Frau Bergmaier vorne und zwei ehrenamtlichen Zauberern im Hintergrund

Ihr kennt das sicher alle, den Anschluss verpasst, der Zug fährt plötzlich auf einem anderen Gleis und der dumme Koffer ist mal wieder viel zu schwer, bei kleineren oder größeren Katstrophen am Bahnhof sind die fleißigen Helfer der Bahnhofsmission Retter in der Not. Aber wie schaffen sie es in dem ganzen Chaos den Überblick zu behalten, da kann doch nur Magie im Spiel sein?! Zeit für Reporter Whoopi einen Blick in ihre Räume am Gleis 1 des Paderborner Hauptbahnhofs zu werfen.
Gegründet wurde die ökumenische Institution der Bahnhofsmissionen 1894 in Berlin. Ihr Ziel war es damals die jungen Damen, die vom Land in die Stadt kamen bei ihrer Ankunft zu betreuen, damit sie in der Großstadt nicht die Orientierung verloren. Wenige Zeit später, folgten auch in anderen Städten weitere Bahnhofsmissionen, die es sich zur Aufgabe machten, Reisenden Unterstützung zu bieten. Insgesamt 104 dieser Art findet Ihr zur Zeit in ganz Deutschland verteilt, die darauf warten uns Muggeln, also Normalreisenden den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
In Paderborn gibt es sie seit 1910. An 7 Tagen in der Woche machen hier Frau Bergmaier und ihr Team Zugverbindungen und Fahrpläne wieder sichtbar, wo vorher nur Buchstabensalat erkennbar war; heben Rollstühle und Koffer auf wundersame Weise in die Luft um auch mobilitätseingeschränkten Fahrgästen in den Zug zu helfen oder zaubern den Menschen mit frisch duftendem Kaffee ein Lächeln ins Gesicht – da sag mal einer, Zauberer gäbe es nicht!
Die Bahnhofsmission in Paderborn unterhält als eine von 20 in Deutschland den zusätzlichen Service „Bahnhofsmission mobil“. Ehrenamtliche Undercover-Zauberer fahren kostenlos mit einem in der Regionalbahn, wenn man sich alleine nicht sicher fühlt auf kurzen Reisestrecken. Häufig wird der Service zur Begleitung minderjähriger Kinder genutzt, oder auch von älteren Reisenden mit Vorerkrankungen. Also ich würde mich mit meinen 500 Jahren auch nicht sicher fühlen – als Kröte wäre ich so verloren zwischen den vielen Menschen, hätte ich keine Pflegekräfte, ich würde den Service sofort nutzen!


Meistens teilen sich die ehrenamtlichen Zauberer während ihrer Schicht auf, sodass 1 – 2 im Bahnhof selber zu finden sind und 1 – 2 im Hauptquartier am Gleis 1 verbleiben. Zu erkennen sind die an ihren blauen Westen, die ihnen ihre Magie verleihen. Also haltet immer schön die Augen auf, vielleicht entdeckt Ihr dann auf Eurer nächsten Reise auch jemanden mit dieser magischen Weste der Weisheit. Es werden übrigens nach ehrenamtliche Bahnhofszauberer gesucht im Alter von 18 bis ins hohe Rentenalter und das Schöne ist, durch die Weste der Weisheit kann jeder von Euch ein Zauberer werden und anderen Reisenden die unverständliche Welt der Bahn ein wenig verständlicher machen! Aber nicht nur das, im Hauptquartier von Gleis 1 finden nicht nur durchgekühlte Reisende ein warmes Plätzchen, die sich an einem heißen Kaffee die Hände wärmen und auf den nächsten Zug warten möchten, sondern auch Menschen, die im Wartesaal des Lebens den Anschluss verpasst haben und hier im Hauptquartier mehr suchen als die nächste Fahrplanauskunft. Die häufig wohnungslosen „Reisenden“ freuen sich hier über eine kleine Mahlzeit, menschliche Wärme und ein liebes Wort. In diesem kleinen Häuschen am Bahnsteig ist jeder willkommen ob mit Fahrkarte oder ohne, daher ist das Angebot niedrigschwellig angelegt. Seit 2010 bieten sie Menschen an Heiligabend zusätzlich ein ganz besonderes Angebot – eine Weihnachtsfeier mit Andacht, leckerem Festessen und Geschenktüten mit haltbaren Lebensmitteln. Heiligabend am Bahnhof ist ein bisschen wie die Weihnachtsgeschichte in Bethlehem. Der Ort ist trist und kalt aber durch den Zauber der Weihnacht wird alles hell und warm.
Als ehrenamtlicher Bahnhofszauberer werdet Ihr mit den unterschiedlichsten Gästen in Kontakt kommen, daher solltet Ihr sehr kontaktfreudig und aufgeschlossen sein, wenn Ihr Euch bewerben möchtet. Zudem solltet Ihr psychisch in einer guten Verfassung sein, stressresistent und mit einer positiven Einstellung der Welt gegenüber, tolerant und respektvoll, denn dann ist Eure Magie am stärksten und findet garantiert ihre Weg zu den Menschen. Vertraut einer alten Kröte zaubern ist wirklich leicht, zumal Ihr ja eine umfassende Zaubererausbildung erhaltet durch die vielen angebotenen Fortbildungen und Kurse zum Beispiel in Erste – Hilfe oder in Hygiene und wenn Ihr als Undercover Zauberer unterwegs sein möchtet, den Grundkurs Bahnhofsmission mobil. Natürlich findet auch ein regelmäßiger Austausch statt in Teambesprechungen oder auch bei Ausflügen, so ein Zauber will ja immer wieder aufgefrischt werden und das geht am besten gemeinsam.  Neben Paderborn, werden auch noch Ehrenamtliche am Bahnhof in Altenbeken gesucht, einem kleinen Nebenquartier.
Ihr seht mit Eurem Zauberstab und Eurer Weste der Weisheit könnt Ihr viel positives erreichen, aber Ihr bekommt auch viel positives Feedback von den Reisenden zurück...Lumos erhellt hier nicht nur die Kerzen, sondern auch die Augen der Menschen, den Ihr im Reisestress magische Momente beschert. 


Falls Ihr jetzt denkt, Magie verbreiten würde mir wahnsinnig viel Freude bereiten, dann besucht doch Eure Bahnhofsmission in der Nähe oder in Paderborn meldet Euch doch einfach bei Frau Bergmaier am Gleis 1. Zur Not könnt Ihr aber bestimmt auch eine Eule an die nächste Bahnhofsmission schicken und erhaltet bald drauf den Einladungsbrief zu Eurer ehrenamtlichen Zauberertätigkeit.

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