Vergesst die Kutsche - wahre Majestäten fahren Rikscha


21. Dezember

Heute geht es wahrhaft königlich zu in unserem Adventskalender. Ich durfte mich in die majestätisch anmutende Rikscha das Seniorenzentrums „Haus am Dolzer Teich“ setzen und mehr über das spannende Projekt „Radeln ohne Alter“ erfahren.

Das bereits 2013 in Dänemark gestartete Projekt für mehr Teilhabe, wird seit Juli auch in Detmold angeboten und von den Bewohnern sehr gut angenommen. Möglich macht dies die St. Elisabeth Stiftung, die die leuchtend rote Rikscha für die Senioren sowie nahe gelegene Kinder- und Jugendhilfe angeschafft hat. Nächstes Jahr soll das Projekt noch weiter ausgebaut werden, sodass auch die Detmolder Bürger die Rikscha mit nutzen können. Ausgestattet ist die geräumige „Fahrradkutsche“ mit Sicherheitshelmen, wasserabweisender Decke und einem Wetterschutz, der vor Wind und Sonne schützt. Viel Platz bietet sie zudem auch noch, so können darin entweder 4 Kröten oder maximal 2 Personen gefahren werden, die sich während der durchschnittlich 20 bis 30 minutigen Fahrt unterhalten können. Frau Driedger vom sozialen Dienst, die das Projekt koordiniert blickt positiv auf die erste Testphase. So waren alle Bewohner nach einer anfänglichen Skepsis, hell auf begeistert von der neuen Ausflugsmöglichkeit ins Quartier oder in die Innenstadt und fühlten sich dabei wie die „Queen persönlich“! So saßen die mitfahrenden Damen winkend wie eine Königin in ihrer Rikscha wenn sie am Haus vorbei fuhren. „Es ist ein sehr erhabenes Gefühl vorne die Ausfahrt genießen zu können und gefahren zu werden“, freut sich Frau Driedger mit den Bewohnern mit. Obwohl sie nicht selber fahren, haben die älteren Menschen wieder den Eindruck „mobil zu sein“ und an Aktivität und Lebensfreude dazu zu gewinnen. Neben alltäglichen bekannten Orten, soll im kommenden Jahr noch ein kulturelles Sightseeing angeboten werden. Ich kann den Eindruck der Bewohner nur teilen, auch wenn ich jetzt „nur“ drinsaß und nicht gefahren wurde, war es ein unglaublich schönes Gefühl so bequem und doch nah dran am Geschehen zu sitzen – wer braucht da noch ein Pferd?!  

Ich mit der Koordinatorin Frau Driedger Links und 
Frau Wohlgemuth (Pflegedienstleitung) Rechts
in der Rikscha
Aktuell unterstützen zwei ehrenamtliche „Pilot*innen“ das Projekt, wie die Rikschafahrer genannt werden. Um allen ca. 130 Bewohnern eine Fahrt zu ermöglichen werden noch dringend weitere Ehrenamtliche gesucht, die ab dem Frühjahr Touren mit ihnen unternehmen. Zu Beginn bekommt jeder neue Pilot eine genaue Einweisung und ein Probefahren, denn eine Rikscha fährt sich anders als einen normalen Tretesel – allein schon die wesentlich längere Lenkerstange erfordert etwas Übung und die richtigen Techniken, um damit sicher durch die Kurven zu brettern, natürlich schön sachte, schließlich möchte man ja vom Fußvolk gesehen werden und den Wind leicht um sein Gesicht wehen spüren! Wer denkt, dass ist doch sicher ziemlich schwer, das große Fahrrad und dann noch Passagiere, den kann ich beruhigen. Für alles was über Krötengewicht hinausgeht, gibt es einen Hilfsmotor an der Rikscha, welcher die Pedalleistung unterstützt. So können auch Berge erklommen oder zusätzliches Handgepäck mitgenommen werden. Betrieben wird der Motor von einem Akku, sodass man einen zweiten Akku immer auf den Fahrten mit dabei hat. Bislang wurden vor allem an 2 Nachmittagen in der Woche gefahren, gerne würden sie aber auch noch Fahrten am Vormittag, vornehmlich zwischen 10 und 12 Uhr anbieten, damit jeder Bewohner öfters von dem Glücksmomente bringenden Erlebnis profitieren kann. Natürlich nur wenn das Wetter auch mitspielt, geplant ist bisher die Fahrten von Frühjahr bis Herbst anzubieten, wenn keine Kälte und kein Schnee das Rikschafahren erschweren. Stellt Euch mal vor – es ist Sommer, 25 Grad und die Sonne lacht vom Himmel, Ihr sitzt bequem in eurer Rikscha und lasst Euch durch die saftig grüne Landschaft chauffieren, während die Butterblumen am Wegesrand sanft ihre Köpfe im Windhauch wiegen – ach wie herrlich kann dann doch das Leben sein.


Damit aus jeder Fahrt ein Erlebnis wird, müsst Ihr als ehrenamtlicher Pilot als erstes selbstverständlich Fahrradfahren können und solltet Euch sicher im Verkehr bewegen. Das heißt Autos oder rote Ampeln kommen Euch nicht nur aus Bilderbüchern bekannt vor, sondern werden auch praktisch beachtet im Alltag und bereiten Euch keine Furcht. Zusätzlich ist ein wenig Ortskenntnis, ein ausgeprägter Orientierungssinn und das Verständnis für Links und Rechts wichtig um die Touren sicher durchführen zu können, ach ja und ein bisschen Muskelkraft kann auch nicht schaden. Soviel zu den Grundvoraussetzungen zum Rikschafahren. Es gehört aber noch mehr dazu, denn diese Voraussetzungen muss auch Eurer Postbote erfüllen. Nur das Eure Fracht keine Pakete sind, sondern eben Menschen. Daher solltet Ihr auch eine Reihe an sozialen Kompetenzen mitbringen, wie kontaktfreudig und kommunikativ zu sein, um auch während der Fahrt ein kleines Gespräch mit den Passagieren zu führen. Als Pilot seid ihr vor allem mit älteren und gehandicapten Menschen unterwegs weshalb ein offenes, den Menschen zugewandtes Gemüt und eine große Portion Empathie von großer Bedeutung bei diesem Ehrenamt ist. Und Spaß den könnt Ihr gar nicht genug mitbringen, um die Bewohner mit Eurer Art und Begeisterung mitzureißen. Baut eine Beziehung zu den Bewohnern auf, schließlich müssen sie euch während der Fahrt zu 100 Prozent vertrauen können und sein wir mal ehrlich – wer würde schon seinem mehr oder weniger anonymen Postboten vertrauen? Bei dem wäre ich auch „not amused“ wie die Queen es ausdrücken würde! So wie Euch die Fahrgäste vertrauen, könnt Ihr euch auch auf Eure Ansprechpartner im Haus verlassen, die bei Fragen und Problemen Euch zur Seite stehen und euch helfen, die Bewohner ausfahrfertig zu machen wenn ihr das nicht selber übernehmen möchtet.


Meiner Meinung nach ist das Ehrenamt als Rikschapilot hervorragend geeignet für naturverbundene Menschen, die gern an der frischen Luft sind und gleichzeitig etwas Guten tun wollen – den Bewohnern beschwert Ihr unvergessliche Augenblicke und als kleiner Nebeneffekt spart ihr Euch noch die Mitgliedschaft in irgendeinem Fitnessstudio! Wer mehr Infos zu dem Projekt und dem Ehrenamt erfahren möchte kann dies direkt beim Haus am Dolzer See in Detmold bei Frau Driedger erfragen. Also gute Fahrt Ihr Lieben!

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