Diskriminierung wohin Kröte schaut


Tag 4 unserer kleinen Reise und noch immer liegt der Inhalt der Texte schwer im Magen – ob man will oder nicht, dass Freunde wird auch so bleiben! Aber das ist ja auch bei der guten alten Medizin so – was richtig eklig schmeckt, wirkt am besten. Also seht es als gutes Zeichen, dass meine Texte so einen schwer genießbaren Gehalt an Informationen besitzen, dann helfen sie hoffentlich auch. „Viel hilf viel“ egal ob bei der Menge an Schokoglasur auf dem Kuchen oder auf meinen Blogseiten, vertraut eurem „alten Sack“.

Ja, ja ich weiß das ist kein nettes Wort für eine weise alte Schildkröte wie mich, führt uns aber direkt in unser heutiges Thema – die Diskriminierung. Diese ist uns bisher ja nur als spezifische Form beim Thema „Rassismus“ begegnet. Heute gehe ich explizit noch einmal auf alle Formen und auf die allgemeine Erklärung dazu ein, damit ihr so viel wie möglich in diesen zwei Wochen mitnehmen könnt für euch. Und natürlich wird uns auch heute wieder unsere Ayshe und ihre Familie begegnen 😉

Aber erstmal langsam ihr jungen Pferde...Erstmal ein kleines Quiz. Sicher wisst ihr doch noch wie Rassismus entsteht, kleiner Tipp das Wort das wir suchen fängt mit V an  -

V _ _ _ _ _ _ _ _ _

Super, das ist nämlich auch einer der Gründe wie Diskriminierung entsteht! Was auch immer dazu gehört ist die Sozialisation durch die Familie, die Clique, der Peergroup allgemein oder auch der Medien. All diese Faktoren spielen eine ganz entscheidende Rolle, wie wir uns etwas „Unbekannten“ nähern und ob wir es positiv oder negativ verknüpft in unserem Gehirn ablegen. Dieses geschieht unabhängig davon ob wir zum ersten Mal in einen Brokkoli gebissen haben oder einem andersfarbigen Kind im Kindergarten begegnet sind – es wird erstmal alles verknüpft. Je nachdem wie unsere erste Verknüpfung ausgefallen ist, werden wir uns entscheiden. Geben wir der Sache oder Person eine Chance und machen unsere eigenen Erfahrungen oder meiden wir sie von vornherein und verpassen Erfahrungen, welche uns das ganze Leben prägen werden. Heißt, wenn bereits die große Schwester beim Brokkoli komische Grimassen geschnitten hat, werden wir nicht mehr ungezwungen uns dem grünen Etwas auf unserem Teller nähern. Vielleicht schieben wir den Teller auch unangerührt zur Seite und werden niemals erfahren, ob uns der Brokkoli nicht besser geschmeckt hätte, als der Schwester. Und so ist es auch mit dem farbigen Kind im Kindergarten. Haben wir im Vorfeld erlebt, dass unsere Mutter uns an der Hand wegzog wenn sich nur farbige Kinder uns näherten, werden wir auch im Kindergarten nicht freudig auf ihn zugehen. Er hätte ein Freund fürs Leben werden können, hätten wir ihm doch eine Chance gegeben, aber durch das Verhalten der Mutter war die Angst zu groß. Und so vergeht eine Möglichkeit nach der Nächsten...

Ihr seht unser Umfeld nimmt einen großen unbewussten Einfluss auf unser Leben. Das ist in vielen Fällen auch gut so, wie soll ein Kind sonst lernen Gefahren richtig einzuschätzen. Trotzdem sollte man sein Kind möglichst viele eigene Erfahrungen machen lassen und es bestärken darin, ihm immer wieder neue sichere Möglichkeiten schaffen sich auszuprobieren. Ich sag immer der Grundstein wird auf dem Spielplatz gelegt. Kein Ort bietet mehr Möglichkeiten zur Entfaltung und zum Umgang mit dem Unbekannten. Viele verschiedene Nationen und Kulturen, Jungen und Mädchen, Zicken und Piraten – sie alle treffen hier auf dem sandigen Boden der Tatsachen zusammen! Und seien wir mal ehrlich, es gibt für Mütter doch nichts Schöneres als nebenbei über die Kinder der anderen zu lästern oder zu erwähnen wie stolz sie auf ihr eigenes Kind sind und das unabhängig davon aus welchem Land die Mutter stammt. Also warum nicht einfach mal gemeinsam ablästern und lachen!! Macht Spaß und man ist gleichzeitig ein super Vorbild für sein Kind.

Kommen wir nun zu weiteren Aspekten die Einfluss darauf ausüben können, wie wir auf Unbekanntes reagieren. Da wäre zum einen unser Bildungsstand, denn je höher dieser ist desto eher hinterfragen wir gegebene Strukturen als sie einfach hinzunehmen und probieren mehr aus. So als wenn der liebe „Justin“ ruft: „das grün ist alle, ich kann keine Wiese malen!“ und daraufhin ihm der „Justus“ antwortet: „dann misch doch gelb und blau!“ Und schwupps sind wir wieder bei den Vorurteilen und der Diskriminierung! Durch die Medien wird uns nämlich regelmäßig suggeriert das Kinder mit Namen wie „Justin, Kevin, Jaqueline, Chantal oder Pascal“ dumm sind und ihre Eltern gleich mit. Alles Hartz 4 Empfänger, Raucher mit Hang zum Alkohol und zur Schmuddelbude. Ja und natürlich sind die besagten Kinder allesamt auf der Hauptschule und landen noch vor Volljährigkeit entweder im Gefängnis oder werden mit 14 schwanger! Merkt ihr worauf ich hinaus will???? Ich wette meinen teuersten Fencheltee dafür, dass ihr beim Lesen schmunzeln musstet und euch selber dabei erwischt habt, genau diese Vorurteile auch zu kennen...Streng genommen ist das aber bereits eine Diskriminierung der Personengruppe mit diesen Vornamen, denn es gibt auch eine ganze Reihe gebildeter Kevins oder Jaquelines nur bleiben die uns leider nicht so präsent im Gedächtnis. Das Fernsehen hat daran einen großen Anteil wie wir unser Umfeld wahrnehmen, ob sie sich dessen wirklich immer bewusst sind – ich wage es zu bezweifeln.

Was ich eben mit dem armen Justin gemacht habe, ist eine für Diskriminierung typische Herabwürdigung, Demütigung und Benachteiligung, da ich ihn als dumm und unfähig hingestellt habe und damit das typische Klischee eines Justins bedient habe ohne den armen Jungen überhaupt zu kennen. Damit erfülle ich jetzt schon die Voraussetzungen für ein diskriminierendes Verhalten nach Artikel 2 der Menschenrechte. Dort steht beschrieben, dass Diskriminierung ein Verhalten darstellt, „das auf einer Unterscheidung basiert, die aufgrund natürlicher oder sozialer Kategorien getroffen wird, die weder zu den individuellen Fähigkeiten oder Verdiensten noch zum konkreten Verhalten der individuellen Person in Beziehung stehen.“ Daher entschuldige ich mich jetzt mal bei allen Justins auf dieser Welt – Opa hat euch lieb!

Ihr seht, Diskriminierung ist teilweise schon völlig normal in unserem Alltag integriert. Dabei unterscheidet man allgemein mehrere Formen, die bewusst oder unbewusst, mittelbar oder unmittelbar, individuell, strukturell oder institutionell stattfinden mit Mitteln wie:

- der Unterscheidung ( meist in Eigen- und Fremdgruppe z.B. Männer und Frauen, groß und klein, 

  Inländer und Ausländer...)

- dem Ausschluss ( zum Beispiel in der Schule wenn Mohammed nicht mitspielen darf)

- der Einschränkung ( z.B. wenn ich die Ehe für alle nicht durchsetze aber erlaube dass zwei

  Menschen gleichen Geschlechtes straffrei zusammen sein dürfen)

- der Trennung ( z.B. spezielle Unterkünfte nur für Flüchtlinge, Schulen für behinderte Kinder)

- der Verweigerung ( z.B. wenn eine Frau als Dachdeckerin arbeiten möchte und der Betrieb nur

  Männer nimmt)

- der sozialen Unterdrückung durch Ausbeutung (z.B. Sklaverei, niedrige Jobs für zugezogene

  Menschen, weniger Gehalt für Frauen)

Jetzt hatten wir oben ja schon einige Gruppen mit drin. Schauen wir uns die einzelnen Gruppen oder wie manche es nennen „Minderheitsgruppen“ einmal genauer an. Da wären zum einen die Frauen. Wir lieben sie doch alle und doch sind sie ständig Opfer von Diskriminierung. Sie leisten oft mehr Arbeit für deutlich weniger Geld, das „bisschen“ Hausarbeit ist den Männern und der Gesellschaft zumeist nichts wert und sobald der Rock nur 5 mm höher ist als der Durchschnitt gelten sie als „Freiwild“. In den meisten Fällen geschieht die Diskriminierung entweder strukturell durch die Gesellschaft selber oder durch das falsche Frauenbild vieler Männer. Auch Ayshe wird oft aufgrund ihres Geschlechtes diskriminiert. Nicht nur, das sich männliche Kunden nichts von ihr sagen lassen, nein einige glauben sogar sie beleidigen und demütigen zu müssen. Zudem bekommt sie kaum Geld für ihre Tätigkeit als WC-Pflegerin, denn durch die Kinder kann sie nur Teilzeit arbeiten. Aufgrund des knappen Budgets reicht es oft nur für Kleidung aus der Kleiderkammer für ihre 4 Kinder und sich selber. Ein Umstand unter dem besonders ihre Kinder in der Schule leiden – gilt doch auch heute noch Secondhand Mode zu Unrecht als arm und schmuddelig weshalb die Kinder regelmäßig Opfer von Diskriminierung und Mobbing werden. In ihrer Freizeit würde sie sich gerne mit anderen Frauen austauschen, obwohl sie sehr gut deutsch gelernt hat wird ihr dieses aber verweigert mit der Begründung, da sie zugezogen ist könne sie die Sprache nicht ausreichend sprechen um dazu zu gehören. Ihrer ältesten Tochter Fatma wird in der Schule verboten ihr Kopftuch zu tragen und wenn Ayshe im Bus zur Arbeit fährt setzen sich oft Menschen weg, da sie nicht neben ihr sitzen wollen. All das und noch viel mehr sind Formen von Diskriminierung die Ayshe und viele andere Frauen jeden Tag erleben müssen.

Eine weitere große Gruppe, die Diskriminierungen ausgesetzt ist sind behinderte Menschen. Sei es durch eine mangelnde Barrierefreiheit von Gebäuden, Medien oder auch im öffentlichen Nahverkehr, als auch direkt durch Ausschluss von bestimmten Berufen oder verbalen und tätlichen Angriffen. Man denke da nur an die armen Rollstuhlfahrer, die zur Seite gedrängt werden oder die im Bus nicht mehr mitfahren können weil niemand für sie Platz macht. Auch das ist schon eine Form von Diskriminierung. 

Die Liste ist damit aber noch lange nicht fertig...nicht nur Frauen, ausländische Mitbürger, arme Menschen oder Menschen mit einer Behinderung werden diskriminiert und als minderwertig erachtet, sondern auch wohnungslose Menschen, Transgender, Homosexuelle, People of Colour (so der nichtdiskriminierende Fachbegriff für farbige Menschen), Gläubige (teilweise an einer bestimmten Religion gekoppelt, teils auch als Gesamtheit der Gläubigen), Sinti & Roma, Prostituierte, adipöse Menschen, Raucher, Menschen mit Dialekt oder Senioren (wie ich „alter Sack“) leiden unter Ausgrenzung, Demütigung, Benachteiligung und Gewalt. Dabei regelt der Artikel 3 des Grundgesetzes mit seinem allgemeinen Gleichheitssatz eigentlich die Gleichbehandlung aller Menschen innerhalb Deutschlands. Leider bleiben die meisten Diskriminierungen jedoch folgenlos für die Täter, da nicht nur die ausländischen Mitbürger, sondern auch viele Personen innerhalb der anderen betroffenen Gruppen ihre Rechte im Falle einer Diskriminierung nicht kennen, oder weil der Vorfall für das Gericht als gering eingestuft und daher vorzeitig eingestellt wird. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig – zu den Rechten kommen wir noch in einem anderen Text, versprochen! Nur so viel jede Handlung und jedes Wort wirken auf die Menschen wie Messerstiche, die sie nicht mehr aus ihrer Seele bekommen, daher überlegt gut wie ihr Menschen gegenübertretet!!

Aber warum sind diese Gruppen so betroffen davon? Das hat etwas mit der sozialen Identität des Täters zutun oder auch seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Wir alle gehören ja einer Gruppe an und wir alle haben eine soziale Identität. Selbstverständlich vergleichen auch wir immer unsere Gruppe mit anderen, das ist ein normaler Vorgang – nur unser Umgang mit der anderen Gruppe ist eine andere als bei Tätern diskriminierender Handlungen. Er stellt seine eigene Gruppe über die anderen, die er bekämpft aus Angst seine Gruppe könnte durch die fremde Gruppe geschwächt werden. Das ist sehr gut aus dem zweiten Weltkrieg dokumentiert und auch heute noch weitverbreitet. Toleranz fängt an, wenn wir aufhören andere Gruppen als minderwertig zu betrachten und sie gleichwertig neben unserer Gruppe respektieren und tolerieren. Jede Gruppe hat dann ihre Berechtigung und ein friedvolles Miteinander wird möglich, am besten noch mit der Integration der fremden Gruppe in die eigene wodurch eine gemeinsame Gruppe entstehen kann. Dazu ist aber viel Aufklärungsarbeit nötig, Abbau von Ängsten, man muss bereit sein sich über die anderen Gruppen zu informieren, sich darauf einlassen ihnen vorbehaltslos zu begegnen und dazu muss es räumliche Möglichkeiten geben, wo eine Begegnung wertfrei möglich ist. Alte Kröte ich glaube das wird noch ein weiter Weg...

Bleibt nur noch die Frage, wo passiert überall Diskriminierung?? Ganz einfach – überall!! Ob auf der Straße, in Bus und Bahn, im Job, im Supermarkt, in der Schule, in den Medien, dem Spielplatz, der Wohnungssuche, im Gesundheits- und Familienbereich, bei Behörden oder in der Freizeit – kein Ort ist gänzlich frei von irgendeiner Form der Diskriminierung...

Also ihr Lieben haltet die Augen auf und wenn ihr das ungute Bauchgefühl habt hier wurde gerade ein Mensch Opfer von Diskriminierung, dann scheut euch nicht ihm zur Seite zu stehen und zu helfen. Zu Zweit seit ihr viel stärker gegen den Täter. Solltet ihr Angst haben selber zum Opfer zu werden, dann schaut trotzdem nicht weg, sondern bittet andere euch zu helfen oder ruft die Polizei an unter der 110 – die helfen euch ganz sicher.

Ui der Text ist ganz schön lang geworden, ich setzte schon mal Teewasser auf den könnt ihr nach dem Mammut von einem Artikel bestimmt gut gebrauchen. Pssss...ich mach mal noch einen Schluck Rum rein, der kann danach bestimmt nicht Schaden! Bis Morgen euer vom Schreibkrampf in der Pfote geplackter Opi

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Opas veganer Bio Schleim - der Spielspaß aus dem Küchenlabor

Au weh Opa macht den Super - Sani

Meine Geschichte bleibt für immer - das Familienhörbuch