Geschlossen gegen Hate - Speech oder Blümchen gegen Hass

Meine Tütchen mit Blumensamen,
die ich an Kinder verschenke

Wir alle haben mal einen schlechten Tag oder ärgern uns über jemanden, da fällt auch schon mal ein nicht so nettes Wort. Klar das ist menschlich und meistens tut es uns ja auch anschließend leid wenn wir jemanden kurz vorher noch als „Ömmel-Lömmel“ beschimpft haben. Bei Hassrede oder Hate-Speech ist das etwas entschieden anderes und nicht damit zu entschuldigen, dass man mit der falschen Pfote aus dem Bett gekrochen ist!

Hassrede richtet sich nämlich bewusst, wiederholt und in besonders heftiger Weise gegen benachteiligte Personengruppen, einzelne Personen oder gesellschaftlich Engagierte, die den betroffenen Personengruppen solidarisch zur Seite stehen. Die Täter, „Hater“ benutzen dabei Worte, Wortneuschöpfungen oder auch Sprachbilder um Menschen gezielt abzuwerten, anzugreifen, zu beleidigen und sie öffentlich negativ dastehen zu lassen. „Du inkontinente alte schwuchtelige Kröte, hau ab du zahnloses Reptilienvieh hast eh nichts zu sagen“ wäre ein solches Beispiel.  Oder wenn es sich allgemein gegen bestimmte Gruppen wendet: „diese bepanzerten Kriechtiere sind doch nur gut um sie ausgestopft in den Schrank zu stellen, Hashtag Krötentöten!“ Das tut schon beim Schreiben weh, ist aber harmlos im Vergleich zu dem was diese Hater so alles im Netz von sich geben.

Das größte Problem – Internetkriminalität ist heute noch Neuland für viele, weshalb kaum jemand seine Rechte dagegen kennt. Dabei gibt es eine Reihe an Gesetzen aus dem realen Leben, die sich auf das Netz übertragen lassen. Aber nicht alles was dort an Kommentaren geschrieben wird, ist auch tatsächlich strafbar da es oft mit Floskeln gemischt wird, die noch zur freien Meinungsäußerung gehören. Also natürlich kann jeder schreiben, dass Schildkröten für nichts zu gebrauchen sind oder das ältere Kröten leicht inkontinent werden können, aber wenn zum Mord an Schildkröten aufgerufen wird ist Schluss!!! Ihr seht an dem kleinen Beispiel, es ist ein schmaler Grad zwischen erlaubt und schon strafbar. Besonders die junge Generation wächst heute mit Hate-Speech auf, daher ist es umso wichtiger Kinder und Jugendliche stark zu machen sich dagegen zu stellen und nicht selber zum Hater zu werden, weil sie das Gefühl bekommen es ist normal Menschen auf solch negative und gewaltsame Weise zu begegnen. Und das raue Klima im Internet wird noch schlimmer werden, davon bin ich leider überzeugt. Wusstet ihr eigentlich dass es sogar „Hater“ als Beruf gibt?? Nein, ich bis zu meiner Recherche für dieses Thema auch nicht. Bezahlte Hassredner nennt man „Trolle“...also ich bin ja schon einigen von denen mal auf eine Tasse Tee begegnet, aber bisher hatte ich immer das Gefühl das es sich dabei um ganz nette und höfliche Wesen mit einem ausgezeichneten Teegeschmack handelt ?! Gott sei Dank haben diese „Trolle“ aber auch nichts außer den Namen mit den nordischen Teetrinkern gemeinsam, sondern von einer Angeltechnik bei der Köder (einzelne Kommentare) langsam durchs Wasser (Netz) bewegt werden bis einer anbeißt. In diesem speziellen Fall jedoch keine leckere Forelle, sondern Menschen die diese Ideologie teilen und den Hass weitertragen. So werden bewusst Diskussionen in den sozialen Medien wie Facebook gestört. Also ganz ehrlich, so viele Goldstücke kann man mir gar nicht bieten, das ich so etwas mit guten Gewissen machen könnte!!!! Es gibt doch so viele tolle Berufe auch für Menschen die nicht wirklich wissen, was sie aus ihrem Leben machen sollen z.B. Gärtner. Ich liebe diesen Beruf der an Toleranz kaum zu überbieten ist, so viele verschiedene Pflanzen und Blümchen stehen alle friedvoll nebeneinander. So viele Farben und Düfte ohne das sie sich gegenseitig bekriegen – ach könnte man doch für jeden dummen Kommentar im Netz ein Blümchen pflanzen, was wäre unsere Welt doch bunt und schön...

Tja leider sieht die Welt anders aus, der Hass gegenüber Meschen anderer Herkunft, anderer Hautfarbe, Kultur, Lebensweise oder einer Behinderung kennt kaum noch Grenzen. Alle fühlen sich im Netz frei, durch die Anonymität sinkt zunehmend die Hemmschwelle und immer wieder schwappt die Welle aus Gewalt und Hass rüber ins reale Leben wie z.B. bei dem furchtbaren Anschlag von Halle, der uns allen noch im Gedächtnis ist als wäre es gestern gewesen. Mir bricht es jedes Mal das Herz, wenn ich im Internet die Kommentare der Angehörigen lese, ich fühle so mit ihnen und würde sie gerne in diesem Moment in den Arm nehmen – so viel unbeschreibliches Leid. Aber es ist ein wichtiges Zeichen, dass sie im Internet eine Plattform bekommen, dass sie zu Wort kommen und das andere Menschen sehen was Hass anrichten kann. Hass bringt nicht nur ein paar Likes im Netz, Hass bringt Kummer und Leid für Betroffene und ihre Angehörigen. Unsere Kommunikation untereinander muss wieder freundlicher werden, wir müssen wieder lernen Wege zu finden unsere Meinung zu äußern ohne jemanden anzugreifen.

Wie erkenne ich eigentlich Hate-Speech im Internet? Dazu gibt es eine tolle Broschüre der Landesanstalt für Medien in NRW „Hate – Speech – Hass im Netz“, die ich euch sehr ans Herz lege. Darin werden unter anderem verschiedene Muster beschrieben, mit denen Hater Menschen gezielt angreifen. Am Beispiel unserer Familie um Ayshe möchte ich euch darüber etwas mehr erzählen. Ihr habt ja mittlerweile erfahren, dass Ayshe 4 Kinder hat und zwei davon, Mohammed und Fatima in dem Alter sind wo das Internet doch eine sehr große Anziehungskraft besitzt (glaubt mir da sind alle Jugendlichen gleich 😊 ) Immer öfter treffen sie auf Facebook, Insta und Co. auf antimuslimische und fremdenfeindliche Äußerungen wie „Muslimische Menschen können nicht arbeiten gehen, da sie den ganzen Tag nur beten.“ Oder „Muslimische Mädchen gehen nicht zur Schule, da sie eh nur für den Haushalt zuständig sind.“ Das hier sind Beispiel für die bewusste Verbreitung falscher Informationen um eine bestimmte Personengruppe in einem negativen Licht dastehen zu lassen und die Wut anderer auf sie zu schüren. Ayshe ist oft völlig überfordert damit, wenn ihre Kinder mit solchen Kommentaren zu ihr kommen. Sie würde ihnen das gerne erklären, warum Menschen solche Sachen einfach im Netz behaupten, aber ihr fällt dafür einfach keine geeignete Erklärung ein. Ayshe bemüht sich doch so sehr für ihre Kinder, damit sie einen guten Schulabschluss machen und später eine gute Zukunft haben. Fatima kommt oft mit einer Eins nach Hause und möchte Ärztin werden. Es verletzt sie, wenn Menschen solche Äußerungen öffentlich im Internet verbreiten. Schlimm sind auch die Antwortkommentare anderer dann wie: „Im nächsten Leben werde ich auch so, dann muss ich auch nicht mehr arbeiten gehen.“ Solche ironischen Kommentare sind oft eine Art Tarnung um andere anzulocken in die Diskussion miteinzusteigen. Ayshe macht das wütend, arbeitet sie doch so hart jeden Tag. In der Pause fragt Fatima am nächsten Tag ihre Freundinnen was sie selber gegen solche Kommentare tun kann. Die zwei Freundinnen haben da unterschiedliche Meinungen, während Jenny denkt dagegen kann man ja eh nichts tun, rät ihr Olga dazu den Hatern die Stirn zu bieten und es richtig zu stellen. Abends begegnet ihr tatsächlich schon wieder ein solcher Kommentar. „Jetzt reichts“, denkt Fatima und postet ihren eigenen Kommentar darunter. Es dauert nicht lange, da finden sich unter ihrem Post eine Menge Beschimpfungen und Beleidigungen. Das erlebt man oft wenn man versucht den Hatern Paroli zu bieten. Gerade Frauen und junge Mädchen sind dabei häufig Opfer von sexualisierter Gewalt im Netz. Weinend wirft sie ihr Handy aufs Kissen. Am nächsten Tag erzählt sie wieder ihren Freundinnen davon. Die erzählen schließlich ihrer Lehrerin das, die das Thema in den Unterricht aufnimmt und den Jugendlichen zeigt wie man mit Hilfe von „Counter – Speech“ (Gegenrede) Gegenargumenten und einem Perspektivwechsel auf den Blickwinkel dagegen vorgehen kann und ganz wichtig – wie man solche Kommentare in den sozialen Medien melden kann! Seitdem fühlt sich Fatima nicht mehr einfach nur den Hatern im Netz ausgeliefert, sie engagiert sich jetzt aktiv in einer kleinen Gruppe, die in ihrer Schule auch anderen Jugendlichen bei diesem Thema hilft. Ayshe ist sehr stolz auf ihre Tochter.

Es gibt natürlich noch viel mehr Muster an denen ihr Hasskommentare erkennt, aber meistens sprechen sie ja eh für sich. Eine uns allen ob man will oder nicht doch sehr bekannte Partei mit dem ersten Buchstaben in der Buchstabensuppe ist da schon sehr routiniert im Umgang mit den verschiedenen Mustern zur Hassverbreitung. Verschwörungstheorien, Verallgemeinerungen, Gleichsetzungen, das Streuen von Stereotypen und Vorurteilen und und und...

Solange öffentliche Persönlichkeiten so frei mit dem Thema umgehen, wird es leider auch immer Nachahmer und Fans solcher menschenverachtenden Ideologien geben, die sie als Vorbilder sehen. Da hilft nur eins – die Community die gegen Hass und Gewalt steht muss noch grösser werden und sich aktiv und präsent gegen jede Form von Hass stellen!! Also Leute pflanzt Blümchen, nicht Tränen...eurer Gärtner der Herzen Opa Whoopi

Und für alle die wissen wollen, wo ich diese vielen tollen Infos her habe – hier kommt der Link zu einer wirklich tollen Seite gegen Hass

https://no-hate-speech.de

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