Ich bin da, wenn niemand da ist
Was für ein düsteres Thema werdet ihr jetzt sicher denken,
gerade in dieser Zeit, in der einem doch eh schon täglich die trüben Gedanken
nachhängen. Nichtsdestotrotz gibt es auch in diesem Bereich sehr wertvolle Ehrenamtsaufgaben,
die es verdient haben erwähnt zu werden und damit meine ich nicht die ehrenamtliche
Palliativbegleitung, sondern die Begleitung die sich daran unmittelbar anschließt.
Also quasi nach dem der Bus in Richtung Bahnhof unterwegs ist.
Zu diesen Ehrenämtern gehört zum einen der ehrenamtliche
Trauerbegleiter. Diese speziell geschulten Männer und Frauen begleiten Angehörige
in der schwersten Stunde ihres Lebens, führen bei Bedarf einen Wortgottesdienst
in der Friedhofskapelle und begleiten die anschließende Beerdigung, wenn der
Sarg oder die Urne in die Erde gelassen werden. Ihr müsst euch das in etwa so
vorstellen wie die tränenreiche Verabschiedung am Bahnsteig bevor der Zug endgültig
zum neuen Wohnort abfährt und man seine Liebsten für eine lange Zeit nicht mehr
wiedersieht. Dann spendet so ein Trauerbegleiter Trost und gibt den Betroffenen
Halt. Eine wichtige Rolle spielen dabei vor allem die Worte die er wählt, denn
ein unbedachtes Wort kann schnell verletzend oder entwürdigend wirken. Nichts ist
schlimmer, als wenn Nahestehende denken „Mensch, der faselt da irgendetwas von
seinem Zettel ab ohne zu wissen von wem er da eigentlich redet, da hätte ich
auch gleich Alexa fragen können.“ Daher ist es wichtig sich im Vorfeld bei den
Angehörigen ein paar Informationen zu besorgen über den Menschen, der dort
abfahrbereit vor einem liegt. Der Name und das Geschlecht sind dabei Mindestvoraussetzungen
und ja ich finde, derjenige sollte auch standfest in seinem eigenen Glauben
sein. Man möchte als Angehöriger alles hören aber keine planlosen Vermutungen.
So etwas wie „möglicherweise bekommt er eine Wohnung von Gott“ oder so ähnlich sind
absolut kontraproduktiv!!! Der Verstorbene ist nach seiner Abfahrt weder ohne Fahrkarte
unterwegs noch obdachlos – bitte ich kann doch wenigstens erwarten, dass ein
Trauerbegleiter klare Worte benutzt von wegen: „Er fährt Heim zu Gott, wo er ihm
eine Wohnung gerichtet hat.“ Es muss ja nicht gleich eine Villa mit Oldtimer
und Swimmingpool im Garten sein, aber das Leben nach dem Tod sollte schon
gesichert sein, damit die Angehörigen ihn auch mit gutem Gewissen gehen lassen
können!!!
Wisst ihr ich kann Gedanken lesen – ihr denkt jetzt genau in
diesem Moment, das betrifft sicher überwiegend Obdachlose oder Menschen die aus
freien Stücken den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen haben. Ja das betrifft
sie auch, aber nicht überwiegend. Tatsächlich finden die meisten einsamen Beerdigungen
bei älteren Menschen statt, um die sich schon lange keine Angehörigen mehr gekümmert
haben und da ihr Partner häufig auch schon aufgrund des Alters vor ihnen
gegangen ist, müssen sie die Reise allein bestreiten, bevor sie wieder vereint
sind. Da tut es gut, wenn ehrenamtliche Menschen diese Reise ein Stück
begleiten, vielleicht sogar ein paar Blumen mitbringen und ein paar Worte
sprechen.
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen besinnlichen
zweiten Advent und vielleicht erinnert sich der ein oder andere heute an einen
lieben Menschen, der nicht mehr hier unter uns weilt und schickt einen kleinen
Gruß an ihn in den Himmel...
Euer nachdenklicher Opa Whoopi
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